Jahres-Rückblick und Ausblick auf das neue Jahr mit den Jahresringen

Für meine Reflektion des vergangenen Jahres und den Jahresausblick nutze ich seit einigen Jahren die Methode der Jahresringe. In diesem Beitrag erkläre ich die Anwendung der Methode, zeige den deutlichen Unterschied zu anderen Planungstools und nenne Beispiele aus meiner eigenen Selbstreflektion.

Mit der Methode habe ich erstmals 2020 experimentiert. Hier liest du eine überarbeiteite Version des Artikels vom 08.01.2021.
Die Vorlage für die Jahresringe findet du im Beitrag – in ursprünglicher, unperfekter handschriftlicher Form 😉

 

Jahresrückblicke: Vor- und Nachteile

Ich habe den Eindruck, dass uns Jahresrückblicke inzwischen inflationär begegnen.
Jedes Unternehmen, jede Zeitschrift, jede Sendung, viele Podcasts, sehr viele Blogger veröffentlichen eine Jahresrückschau.

Mehr als Jahresrückblicke hat mich als Mensch und Coach schon immer interessiert, wie ich mein nächstes Jahr gestalten will.

Meiner Vorstellung nach passen dabei weder die sehr allgemeinen guten Neujahrsvorsätze noch die Fortschreibung von To-Do-Listen noch die bussinessmäßigen smarten Zieldefinitionen mit Meilensteinen und Kennzahlen.

 

Gesucht habe ich ein Planungstool, dass mich dabei unterstützt

1. meinen Standort und meine Learnings aus dem vergangenen Jahr zu erkennen
und über meine Gedanken und Gefühle dem Jahr ein Motto und meine Essenz zuzuschreiben.

Was hat mich dieses Jahr ausgemacht?
Wie habe ich gedacht, gefühlt?
Welche Essenz habe ich gelebt?

2. Aus diesem Status Quo meine gewünschte Veränderungs- und Entwicklungsrichtung abzuleiten.

Welches Leben will ich im nächsten Jahr leben?
Wie will ich mich fühen, denken handeln?
Welche Essenz will ich leben?

 

Die Methode der Jahresringe oder Year in – year out (eigentlich müßte es wohl eher Year out – year in heißen) sind das Tool meiner Wahl.

 

Methode Jahresringe (Year in year out)

Methodisch habe ich mich dabei von Natascha Wegelin (alias Madame Moneypenny) und ihrer Jahresreflexion 2020 mit „Year-in-year-out“ inspirieren lassen. In ihrem Podcast leitet sie die Anwendung der Methode für ihre Follower an.

Für den Rückblick für das Jahr 2020 zeichne ich 3 ineinander liegende Ringe ( s. Abb.).
In jedem Kreis betrachte ich das vergangene Jahr aus unterschiedlichen Perspektiven – vom Außen und Allgemeinen „der Welt“, über „meine Welt“ bis zu meinen Gedanken & Gefühlen und am Ende bis zur Essenz meines letzten Jahres.

Auf jeder Ebene gibt es Fragen, die ich als Ausgangspunkte für meine Reflektion nutze.

 

Schritt 1: Rückblick auf das vergangene Jahr (year out)

1. Ebene: Was ist in der Welt geschehen?

Hier finden sich wahrscheinlich Antworten wie: Pandemie, US-Wahl, Lock-down …

Auf dieser Ebene denken wir zurück, was uns im „Außen“ begegnet ist, womit wir konfrontiert waren, mit welchen Ereignissen und Geschehnissen wir uns beschäftigt haben.

 

2. Ebene: Was ist in meinem Leben geschehen?

  • Was ist in meinem Leben geschehen?
  • Was waren meine besonders prägenden persönlichen Erlebnisse & Ereignisse?
  • Welche Ziele habe ich erreicht? Oder wo bin ich gescheitert?
  • Was habe ich gelernt? Welche Erfahrungen habe ich gemacht?
  • Wo habe ich mich weiterentwickelt?

Hier reflektiere ich also, was ich persönlich erlebt habe:
von Gesundheit/Krankheit, über Beziehungen in Familie und Freundeskreis, Erfahrungen mit Online-Kursen,  neue Themen, die mich interessieren, Hobbys und Leidenschaften, …

Dazu gehören auch Aspekte aus dem Job oder Business:
berufliche Veränderungen, Arbeit im Home-Office, Erfahrungen mit der Digitalisierung, Umstellung auf Online-Formate, neue Angebote, erreichte berufliche Ziele, …

 

3. Ebene: Meine Gedanken & Gefühle

  • Wie habe ich mich dabei gefühlt?
  • Welche Gedanken gingen mir durch den Kopf?
  • Welche Glaubenssätze habe ich gelebt oder aufgegeben?
  • In welchen Aspekten denke oder fühle ich heute anders als zuvor?
  • Mit welchen Mindfucks habe ich mich am stärksten gestört?
  • Welche Mindfucks konnte ich auflösen?

In diesem Kreis schreibe ich, welche Unsicherheit die Pandemie in mir ausgelöst hat. Dass ich stolz bin auf erreichte Ziele und meine wachsende Online-Kompetenz. Heute sehe ich, dass viel mehr online/virtuell möglich ist als ich es je gedacht habe.

Gleichzeitig schätze ich die Bedeutung meiner sozialen Beziehungen viel mehr wert als zuvor. Und ich bin sehr dankbar für den persönlichen Freiraum, den ich genieße (sei es in einer schönen Wohnung oder im Haus am Meer).

Auf dieser Ebene sehe ich im Rückblick, für welche Gedanken ich mich „entschieden“ habe. Ja, richtig gelesen.
Ich kann mich fragen, ob diese Gedanken hilfreich waren.
Und ich kann mich jeden Moment entscheiden, anders zu denken.

Hier liegen die Stellschrauben, an denen ich – jeden Tag aufs Neue – aber auch fürs nächste Jahr drehen kann!

 

4. Ebene: Motto & Essenz

  • Wenn ich so auf das Jahr zurückschaue, welches Motto, welche Essenz charakterisiert das Jahr für mich?
  • Im Rückblick auf das Jahr 2020 mit seinen Unwegbarkeiten durch die Pandemie, die auch bei mir viele Pläne nicht realisierbar machten und für eine ungewohnte Gefühlsachterbahn sorgten, lautet mein Motto im Rückblick
    „Ich finde stets einen Weg zu einem lebenswerten Leben“.

Das klingt zwar positiv, aber doch eher passiv, reaktiv.

Nimm Dir ruhig genügend Zeit für die Reflektion deines Jahres.
Bestimmt wird dir noch das ein oder andere einfallen, das du dann einfach ergänzen kannst.

Du ahnst es bestimmt:
die größten Erkenntnisse wirst du im „Kern“ deiner Jahresringe finden – auf der Ebene der Gedanken & Gefühle und natürlich in der Essenz des Jahres.

Jetzt folgt der nächste Schritt der Ausblick auf nächste Jahr.

Neben den Jahresringen für das vergangene Jahr stehen die identischen Jahresringe für das kommende Jahr.

 

Schritt 2: Ausblick auf das kommende Jahr (year in)

Für den Ausblick auf das neue Jahr arbeitest du dich jetzt von innen nach außen vor. D.h., du beginnst mit dem innersten Kern „Motto & Essenz“.

 

1. Ebene: Motto & Essenz:

  • Welche Essenz will ich im nächsten Jahr leben?
  • Unter welches Motto will ich das Jahr stellen?

Ausgehend vom Motto und Essenz des „alten Jahres“ überlege ich mir jetzt mein Ziel.

  • Was war in der Essenz gut und was will ich verstärken?
  • Wo strebe ich in der Essenz einen neuen Fokus, eine andere Priorität an?
  • Wo wünsche ich mir eine essentielle Veränderung, einen Richtungswechsel?

Auch wenn meine Essenz aus 2020 „ich finde stets einen Weg zu einem lebenswerten Leben“ positiv ist – für 2021 wünsche ich mir mehr Aktivität, Selbstwirksamkeit und Lebensfreude. Das spiegelt sich in meinem Motto für 2021 wider:

„Ich bin die Gestalterin meines Lebens!“

 

2. Ebene: Gefühle & Gedanken:

  • Wie will ich in 2021 sein?
  • Welche Gedanken und Gefühle unterstützen diese Identität 2021?
  • Welche Gedanken & Gefühle sind hilfreich, um mein Motto zu leben?
  • Welche Mindfucks will ich auflösen, weil sie mich behindern?
  • Welche Potentiale hinter den Mindfucks will ich in den Fokus setzen?

Auf dieser Ebene entscheide ich, was ich auf Gedanken- und Gefühlsebene ändern will, z.B. mehr Lebensfreude & Leichtigkeit, wahrhaftig sein und meine Werte ernst nehmen, …

Unsere Gedanken und Gefühle sind die Basis und Ressource für unser Handeln und unsere Ziele auf der nächsten Ebene.

 

3. Ebene: mein Leben im kommenden Jahr –
Was soll nächstes Jahr passieren?

  • Was will ich tun, erreichen?
  • Wo will ich den Fokus setzen?
  • Was will ich nicht mehr tun?

Hier kommen wir zu den konkreten Zielen, Meilensteinen, …
Da sind wir nah an den bekannten Neujahrsvorsätzen.
Das werden aber nicht die üblichen Verdächtigen sein (Abnehmen, mehr Sport …).

Sondern sie leiten sich von DEINEM Motto und DEINER Essenz ab und werden vom „neuen“ Denken und Fühlen untermauert.

 

4. Ebene: Ich und die Welt im nächsten Jahr

  • Was will ich in 2021 der Welt geben?
  • Wie will ich die Welt bereichern?
  • Welches Handeln, Produkt, Angebot … will ich in 2021 für andere Menschen anbieten?

Wir sind ein Teil der Welt und diese Beziehung wird auf der letzten Ebene abgefragt.
Wir wissen nicht, was in der Welt passieren wird und was uns die Welt schenken oder zumuten wird.

Hier geht es um unseren Beitrag für die Welt und für eine aktive Perspektive.

Meine Antwort:
Ich inspiriere Menschen, ihre Lebensphase Freiheit aktiv zu gestalten und das Mindset zum Alter(n) in der Gesellschaft zu verändern.

 

Fazit zur Reflektion mit Year out – Year in

Mir hat die Reflexion zum Jahreswechsel mit diesem Tool Spaß gemacht.
Durch die verschiedenen Ebenen habe ich wirklich persönliche, individuelle Ziele und die Essenz gefunden.

Insbesondere auf der Ebene „Gedanken & Gefühle“ ist mir wieder meine Selbstverantwortung und mein Gestaltungsspielraum klar geworden. Das passt zu meinem Motto 2021!

Der Blick über die verschiedenen Ebenen zeigt, wie alle Ebenen zusammenhängen und betont gleichzeitig unsere individuelle Persönlichkeit.

 

Nach meinem hier beschriebenen Selbstversuch habe ich die Jahresringe inzwischen mehrfach mit den verschiedensten Menschen im Coaching eingesetzt und als Selbst-Coaching-Tool empfohlen. Beides mit positiven Feedback.

Ich empfehle dir die ganz einfache handschriftliche Variante – ohne Schnickschnack und Ablenkung und für mehr Kreativität!

Vielleicht magst du das Instrument selbst mal ausprobieren und darüber berichten?

Wenn du dich bei der Jahresreflexion und der Neuausrichtung fürs kommende Jahr begleiten und unterstützen lassen willst, freue ich mich über deine Coaching-Anfrage per Mail.

Alles Gute für das Neue Jahr …

wünscht Gudrun Behm-Steidel