Ende September 2012 entschied ich, mich ein besonderes Tagebuch im Sinne der positiven Psychologie zu führen.
Mein Ziel: 100 Tage lang den Blick auf positive Aspekte meines Tages bzw. meines Lebens zu richten.
Interessiert dich mein Erfahrungsbericht zu diesem Experiment?

Positive Psychologie und mein besonderes Tagebuch

Jeden Wochentag steht ein anderer Aspekt im Fokus – mal der „schönste Moment“, der „Dank an eine Person“, meine Ressourcen usw. (s. Blogbeitrag vom 07.10.2012).

Mittels dieses 100 Tage-Selbstversuches wollte ich herausfinden, ob dieses Instrument der positiven Psychologie für das Selbst-Coaching taugt und ob bzw. welche „Wirkung“ eintritt.

 

Positive Psychologie – was ist das?

Positive Psychologie wird fälschlicherweise oft vermengt mit der Aufforderung „denk doch einfach mal positiv“, die rosarote Brille aufsetzen und sich alles schönreden.
Nein, das ist mit positiver Psychologie definitiv nicht gemeint.
Allerdings liegt es den meisten Menschen deutlich näher zu klagen, sich zu ärgern über Dinge, die nicht funktionieren, Probleme zu sehen, Konflikte zu befürchten usw.

Sich über Gelungenes zu freuen, schöne Momente zu genießen und zu erinnern und uns klarzumachen, was alles gut läuft in unserem Leben – daran verschwenden wir weniger Aufmerksamkeit.

Die positive Psychologie geht u.a. davon aus, dass wir durch unsere Gedanken, unsere Gefühle zum Teil selbst „produzieren“.
Also sollte derjenige, der mehr positive Gedanken denkt, sich ganz allgemein besser fühlen oder sogar glücklicher sein.

Es geht also darum, die positiven Aspekte in unserem alltäglichen Leben (stärker) wahrzunehmen:

  • den ersten Sonnenstrahl nach langen grauen Tagen,
  • das nette Gespräch bei einer kurzen Teepause mit der Kollegin,
  • die grüne Ampelphase auf dem Weg zur Arbeit,
  • ein positives Feedback nach einem Vortrag oder
  • dass du es geschafft hast dich zum Sport aufzuraffen.

Das alles ist da. Aber wir nehmen es im Alltag kaum wahr und denken viel häufiger negative Gedanken.

 

Meine Erfahrungen mit dem besonderen Tagebuch

Tja, wie hat nun mein Selbstversuch geklappt?
Kurz gesagt: ich bin mit der „Wirkung“ so zufrieden, dass mir das Tagebuch zu einer festen Gewohnheit geworden ist und ich es weiter führe.
Ich beachte die positiven Aspekte und Erlebnisse stärker, fühle mich ausgeglichener und gelassener, bin optimistischer und lache häufiger.
Natürlich ist dies Ergebnis eine subjektive Einschätzung.
Und genau darum geht es im Coaching, dass der Mensch seine individuelle Lebensqualität verbessert.

Wer darüber hinaus an statistisch abgesicherten wissenschaftlichen Daten zur positiven Psychologie interessiert ist, kann den Selbstversuch mit dem sogenannten Stärkentraining der Universität Zürich ausprobieren.

Versuch #1: Das Tagebuch als Onenote-Datei

Bis mir das Tagebuch zur Gewohnheit wurde, galt es ein paar Stolpersteine zu überwinden.
Gestartet bin ich mit einer vorstrukturierten Onenote-Datei, die ich jeweils abends am PC ausfüllen wollte. Nach den ersten Tagen und dem Abklingen des Neuigkeitsfaktors zeigte sich, dass das nicht optimal war.
Beim Schreiben am Arbeits-PC im Büro dachte ich natürlich an – die Arbeit!
Das brachte nicht nur positive Gedanken.
Außerdem ließ ich mich verleiten „bei der Gelegenheit“ doch noch Mails zu beantworten und mehr als einmal arbeitete ich einfach weiter .

Versuch #2: Online-Tagebuch

Ebenso war der zweite Ansatz mit dem elektronischen Tagebuch (secure diary), das ich schon lange auf meinem privaten kleinen Laptop benutze, nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Zu groß war die Versuchung „eben noch“ mal private Kontakte zu pflegen.

Zwischendurch gab es dann Tage, wo ich das Tagebuch vergaß oder meinte keine Zeit dafür zu haben.
Als ich mich dann ein paar Tage mal gar nicht gut fühlte, erinnerte ich mich meines Experimentes, las die Eintragungen und fühlte mich motiviert für einen neuen Anlauf.

Versuch #3: Handschriftliches Tagebuch

Also ein erneuter Versuch: dieses Mal mit einem kleinem handschriftlichen Notizbuch.
Und das funktioniert prima!
Bevor ich abends ins Bett gehe und die Brille an ihrem „Stammplatz“ im Regal ablege, nehme ich das dort deponierte Notizbuch zur Hand und mache meine Eintragungen.
Seit dieser Praxis ist das Tagebuch nahezu lückenlos und „wirkt“.
Zwar kann ich die Texte nun nicht elektronisch verwalten, aber, so meine Erkenntnis, das hätte mit dem eigentlichen Ziel sowieso nichts zu tun gehabt.

So ist das Tagebuch das, was es auch im Coaching sein sollte, ein sehr persönliches Instrument und Dokument.

Fazit:

Aus meiner Sicht ist diese Form des Tagebuchs ein geeignetes (Selbst-)Coaching-Instrument, um die „mentale Lebensqualität“ zu erhöhen.
Der Test „der eigenen Medizin“ ist also erfolgreich verlaufen.
Jetzt ergänzt das maßgeschneiderte positive Tagebuch mein Repertoire an Coaching-Tools.

Vielleicht magst du dieses einfache und wirkungsvolle Selbst-Coaching-Tool auch mal ausprobieren? Gerne höre ich von deinen Erfahrungen.

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