Heute endet an meiner Hochschule der „normale“ Vorlesungsbetrieb und nächste Woche beginnt die Prüfungszeit. Einerseits ist da schon eine gewisse Müdigkeit am Ende des Semesters und eine Unlust, was die Prüfungen anbelangt … Aber dann ist auch der Freiraum.

Während der Vorlesungszeit richtet sich meine Zeit- und Lebensplanung ganz nach der Taktung von außen durch Stundenplan, Präsenzphasen, Sitzungsterminen, Tagungen usw.  Die Koordination von berufsbegleitenden Studiengängen mit der Lehre in Blöcken und an Wochenenden macht die Arbeit auch nicht einfacher oder familenfreundlicher. Wenn dann ein Elternteil krank wird, kippt die beste Planung und die Nerven liegen blank. Private Termine, Treffen mit Freunden und der Familie habe ich entsprechend stark reduziert.

Und jetzt: Stopp! Ich will nicht mehr in dem Aktionismus-Modus des Semesters weiterlaufen. Stattdessen möchte ich den größeren (Termin-)Freiraum nutzen und in meinem Rhythmus leben und arbeiten.

Sobald ich diese „Freiheit“ spüre, steigt bei mir die Lebensqualität. Ich plane meine nächsten freien Tage in meiner Struktur und kehre zu Gewohnheiten zurück, die mir gut tun: den Tag mit Qigong im Garten beginnen (statt als Mails zu checken), Ideen für meine wichtigen Projekte notieren (statt bürokratische Anträge abarbeiten), mir mittags einen Salat machen (statt Essen im Stehen oder in der Mensa), Kaffeepause im Garten, Telefonate mit guten Freunden, einen kleinen Spaziergang am Abend, Meditation …

Vieles davon sind Gewohnheiten, die ich nach meinem Burnout als „Lebenspflege“ im Gezeitenhaus  gelernt habe. Ich weiß, dass sie mir gut tun und meine Lebensqualität sofort verbessern  – weil sie mir helfen, die Pespektive zu wechseln.

Weg vom engen Fokus auf die Arbeit, die Probleme, die zu lösenden Fragen … Das alles führt zu einem ständigen Gedankenkarussell. Bei dem Perspektivwechsel bemerke ich meinen Aktionismus, versuche zu entschleunigen und komme mehr und mehr wieder in meinen Rhythmus.

Ich weiß, dass das etwas dauert, aber es klappt. Jetzt habe ich genügend Zeit für Beratung (statt kurze Gespräche zwischen Tür und Angel zu führen), bereite den neuen Wissensmanagement-Workshop ohne Stopp-Uhr vor, arbeite je nach Wetterlage und verlege das Home Office nach draußen, genieße einen Kaffee auf der Terrasse, nehme mir viiiel Zeit zum Lesen, wusel im Garten herum, schaue bei Gesprächen mit Freunden nicht auf die Uhr (die habe ich als Erstes abgelegt).

Diesen für mich paradiesischen Zustand erreichte ich in den letzten Jahren, manchmal, leider nicht immer, ca. 2 Wochen vor Semesterstart.  ;-(   Nicht gerade genial. Das soll diesmal anders werden.

Also bitte jetzt Umschalten, Loslassen, Entspannung – „aber bitte zeitnah und nachhaltig“!!!   😉
Mal schauen, wie es diesmal läuft …