Die Antwort sagt viel über den Coach aus; meinem Verständnis nach ist es zum Wesentlichen die Qualität der Fragen.Sie haben ein „Problem“ schon hundert Mal mit sich selber diskutiert, das Gedankenkarussell hat Sie kein Stück weiter gebracht. Die Gespräche mit Freunden und Kollegen haben Ihnen auch keine wirkliche Lösung beschert, und die Ratschläge Ihres Partners/Ihrer Partnerin sind sicherlich sehr gut gemeint und verständnisvoll, aber nein, sie passen nicht …
Wo liegt der Unterschied zwischen diesen vielfachen Problemlösungs-Gesprächen und einem professionellen Coaching?
Im Coaching spielt die Qualität der Fragen eine ganz zentrale Rolle. Denn die Qualität der Fragen ist die Basis für die Qualität der Antworten, die der Kunde für sich finden will.
Ein guter Coach ist also ein guter Kommunikator und sehr guter Fragensteller. Er stellt die „richtigen“ Fragen und er stellt sie „richtig“.
Die „richtigen“ Fragen? Als Coach frage ich NICHT: „Woher kommt das Problem? Warum funktioniert es nicht?“, sondern „Wie würde es laufen, wenn es funktioniert? Was hätte sich nach der Lösung des Problems geändert?“ So trivial sich die Fragen anhören, bringen Sie zum Nachdenken und führen uns viel eher zum Ziel, das der Klient erreichen will. Im Coaching beschäftigen wir uns also weniger mit dem Problem als mit der Lösung und das passiert über die Qualität der Fragen.
Und als guter Kommunikator stellt der Coach die Fragen „richtig“, d.h. er setzt die Sprache sehr bewusst ein und regt den Coachee an, seine individuellen Antworten zu finden. Also weder fragt eine kritisierende Stimme, die jedem als „innerer Kritiker“ aus Selbstgesprächen bekannt ist, noch sind es rhetorische Fragen eines „Beraters oder Lehrers“, der in einen bestimmten Lösungsweg lenkt.
Der Coach hingegen wählt Fragen, die den Kunden an seine Ressourcen erinnern, ihn seine Selbstwirksamkeit spüren lassen, ihm die „Erlaubnis“ geben mal über den Tellerrand hinaus zu denken.
Manchmal sind es auch selbstbeschränkende Glaubenssätze, die der Kunde als Antwort äußert und die durch das Hinterfragen im Coaching aufgelöst werden und so rasch neu Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
Im Unterschied zu einer Beratung findet der Coachee seine „richtigen“ Antworten selbst, gefördert und gefordert durch den Coach an seiner Seite. Das macht die Qualität der Antworten aus, die er in sein Denken, Fühlen und Handeln integriert und nicht als „Beratungsergebnis“ in einem Ordner abheftet.
Bei gutem Coaching muss der Berater meiner Meinung nach genau auf die Persönlichkeit des Teilnehmers und dessen Vorstellungen vom Ziel des Coachings eingehen. Sonst hat das Coaching seinen Sinn und Zweck verfehlt. Ich habe ein Coaching im Bereich „Soft Skills“ bei Coaching Trainer (http://www.coaching-trainer.ch) gemacht und muss sagen, dass das Coaching mir viel gebracht hat. Ich kann die neuen Erkenntnisse im Beruf gut anwenden und bin in meinem Auftreten viel sicherer geworden.
Ja, genau, im Coaching befinden sich der Coach und der Kunde auf Augenhöhe und allein der Kunde sagt, welches Thema er bearbeiten will.
Was macht gutes Coaching aus?
Ich befinde mich derzeit in einem geförderten Coachingprozess. D.h. dass mir der Coach von dem Bildungsträger vorgesetzt wurde, ohne Prüfungsmöglichkeit. Das kommt dabei heraus:
Der ausgebildete Coach stellt mir keine Fragen, holt mich nicht dort ab, wo ich beruflich stehe, unterstellt mir hinsichtlich meiner beruflichen Problemfelder, dass ich mir sie einbilde und macht mich für den bisherigen „gestörten“ Coachingverlauf verantwortlich. Dem Coach stört mein starkes Auftreten und empfiehlt mir, wichtigste berufliche Kompetenzfelder im Lebenslauf zu streichen ohne nachvollziehbare Erklärungen. Meine beruflichen Zielvorstellungen wurden von dem Coach am Anfang direkt abgeblockt. Ich lerne nichts aus dem sog. Coaching. Mein Anliegen für das Coaching existiert überhaupt nicht. Als letztendliche Auftraggeberin glaube ich, dass ich nach dem Coaching erst einmal eine Therapie brauche.
Von einem guten Coach erwarte ich genau das, wie es oben beschrieben worden ist.
Danke für Ihren Kommentar, Marietta. Ja, Ihr Erfahrungsbericht zeigt, dass die Coaching-Praxis „vielfältig“ ist und die Frage, was gutes Coaching ausmacht, deshalb eben nicht selbstverständlich ist. Ich kann verstehen, dass Sie den Prozess als wenig/nicht hilfreich empfanden. Auch bei einem durch Bildungsträger, Arbeitgeber o.ä. „empfohlenem“ Coaching sollte darauf geachtet werden, dass die Chemie zwischen Klienten und Coach passt. Notfalls würde ich das Coaching in der personellen Kombination abbrechen. Und dieses Recht haben natürlich beide – Klient und Coach! Ohne Vertrauensverhältnis keine Coaching-Basis.
D.h. nicht, dass Coach und Klient immer in allem einer Meinung sind …
Allerdings wäre es sehr schade, wenn Sie aufgrund dieser Erfahrung Coaching verdammen.
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Behm-Steidel,
herzlichen Dank für Ihre Rückantwort. Nein, gutes Coaching ist etwas ganz besonderes und würde es jedem Menschen jederzeit empfehlen. Ein guter Coach muss aber wissen, welches Klientel er bedienen will und ggf. selbsterfahren sein und/oder eine zusätzliche psychologische Ausbildung besitzen. In meinem Fall gewinne ich den Eindruck, dass mein Coach aufgrund fehlender psychologischer Ausbildung und fehlender persönlicher Erfahrungen überfordert ist. Eine objektive Selbst- und Fremdeinschätzung eines jeden Coaches hinsichtlich persönlicher Grenzen setze ich als Auftraggeberin voraus. Dies sollte auch immer in einem Vorgespräch erfragt bzw. geklärt werden. In meinem (Einzel-)Fall war dies aber leider nicht möglich…
Mit freundlichen Grüßen
Marietta