Mit dem Ausstieg aus dem Beruf lässt du ein mehr oder weniger großes berufliches Netz an Kontakten hinter dir.
Ohne deine berufliche Funktion, Position oder Status bist du aus Sicht deines beruflichen Netzwerkes kein wertvoller Kontakt mehr.
Hart aber wahr! Dieser Tatsache müssen wir ins Auge sehen und gegensteuern. Mit wem zusammen willst du sonst ein leckeres Eis essen gehen?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Fehlende Freunde – eine große Baustelle beim Übergang in die Rente
- 2 Definitionen: Freundschaft, Freunde, soziale Einbindung
- 3 Freunde und soziale Einbindung im Alter
- 4 Was du im sozialen Dorf gewinnst – 7 Vorteile
- 5 Bist du bereit für neue Kontakte und Freunde?
- 6 Wie findest du neue Freunde im Alter? 5 Praxis-Tipps
- 7 Dein soziales Netz knüpfen und Freundschaften sich entwickeln lassen
- 8 Frauen- und Männerfreundschaften – wie sie sich unterscheiden
- 9 Meine Impulse für deinen Weg
- 10 Fazit: Die 7 wichtigsten Erkenntnisse
Fehlende Freunde – eine große Baustelle beim Übergang in die Rente
Freunde tun uns in jedem Lebensalter gut.
Warum Freundschaften dir speziell im Alter helfen und wie du die für dich richtigen Freunde findest, wirst du hier erfahren.
Denn ja, die meisten Menschen im Übergang zum Ruhestand wünschen sich Freunde: alte und junge Freunde, den „besten Freund für alle Zeiten“, Lieblingsmenschen, neue Kontakte und alte Studienkollegen …
Müssten wir nicht nach 60 Lebensjahren ein riesiges Netz an Freunden haben?
Kommt drauf an. Welchen Stellenwert hast du Freunden und Familie bisher in deinem Leben gegeben?
Dummerweise haben viele von uns während der Berufstätigkeit die privaten Kontakte aus Mangel an Zeit, Energie oder durch Umzüge vernachlässigt oder einschlafen lassen.
Die Arbeit stand an erster Stelle.
Einige Beziehungen hast du nicht mehr aktiv gepflegt. Oder man hat sich auseinander gelebt.
Gleichzeitig gab es neben dem vollen Berufsalltag wenig Zeit und Gelegenheit, um neue Freunde zu finden.
Wer im Arbeitsalltag ständig von vielen Menschen umgeben ist, mit denen er klar kommen muss, sucht in der Freizeit eher Ruhe und Zeit für die Familie – nicht für neue Freunde.
Jedenfalls stellen die meisten Anfänger im Ruhestand fest, dass Freundschaften für sie jetzt ein wichtiges Thema und eine „große Baustelle“ sind. So sind Freundschaft und soziale Einbindung ein fixer Baustein in meinem Coaching-System zur Lebensphase Freiheit geworden.
Definitionen: Freundschaft, Freunde, soziale Einbindung
Definition Freundschaft
Freundschaft ist „eine freiwillige, persönliche Beziehung, die auf gegenseitiger Sympathie, Vertrauen und Unterstützung beruht,
nicht aber auf Verwandtschaft oder einem sexuellen Verhältnis.
Trotzdem kann die Verbindung ebenso intim und vertraut sein wie die mit dem Partner oder mit Geschwistern.“
Auf diesen Nenner bringt es die Sozialpsychologie, die zunehmend auch zum Thema Freundschaft forscht.
Definition Freund
Wir leben diese Freundschaftsbeziehungen in sehr unterschiedlicher Intensität und Qualität.
So unterscheiden wir „Bekannte“, lose Freunde, gute Freunde, beste Freunde, Herzensfreunde.
Oder sprechen von „wahren“ Freunden, „falschen“ Freunden, oder einer „toxischen“ Freundschaft.
Freunde finden wir in jedem Lebensalter:
vom Sandkastenfreund, über Schul- und Studienfreunde, Kameraden beim Militär, Kollegenfreunde im Beruf.
Die Lebensphase Freiheit bietet gleichermaßen eine gute Chane neue Freunde beim aktiven Altern zu finden.
Definition soziale Einbindung – soziales Netz oder soziales Dorf?
Aus der Alternsforschung wissen wir: die soziale Einbindung ist der wichtigste Erfolgsfaktor für ein erfülltes und gesundes Altern. Aber eine schlüssige Definition für diese soziale Einbindung habe ich noch nicht gefunden.
Bisher sprach ich meist vom sozialen Netz in der Lebensphase Freiheit, im Gegensatz zum beruflichen Netz.
Bei der Auswertung der Literatur zum Thema Freundschaft fand ich bei dem Psychologen und Freundschaftsforscher Dr. Wolfgang Krüger die Aussage „Wir brauchen ein soziales Dorf“.
Du kennst vielleicht das afrikanische Sprichwort: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen.“
Und im Alter brauchen wir ein ganzes Dorf an unterschiedlichen Menschen für Austausch und Unterstützung, um gut zu altern.
Hier verwende ich die Begriffe soziale Einbindung, soziales Netz und soziales Dorf synonym.
Welche Bezeichnung gefällt dir besser?
Das soziale Netz umfasst alle …
- Lebens- und Ehepartner, engste Vertraute, beste Freunde
- enge und gute Freunde
- Familienangehörige, mit denen man in Kontakt und Austausch ist
- Nachbarn, die sich gegenseitig helfen und unterstützen
- alle übrigen Freunde und Bekannte aus Ehrenamt, Verein, Hobby usw.
- alle Personen, die für uns regelmäßige Ansprechpartner in Sachen Gesundheit sind wie Ärzte, Therapeuten, …
- Menschen, die uns im Alter unterstützen oder pflegen
- …
Freunde und soziale Einbindung im Alter
Alle aktuellen Forschungsergebnisse zum Altern – egal ob aus Medizin, Psychologie, Soziologie – bestätigen, dass stabile soziale Beziehungen und Freunde der wichtigste Erfolgsfaktor für ein erfülltes und gesundes Alter sind.
Die Psychologin Dr. Ulrike Scheuermann fasst in ihrem Buch „Freunde machen gesund“ Studien und Meta-Studien zum Thema Freundschaft zusammen. Zum gleichen Ergebnis kommt Robert Waldinger nach Auswertung der großen amerikanischen Studien in „Good life – und wie es gelingen kann“ 2023. Wichtiger als Gesundheit, Ernährung, Bewegung, die Gene … sind gute soiale Beziehungen.
Der Fokus auf die soziale Einbindung zeigt, dass es nicht nur im eine einzelne wichtige Bezugsperson geht.
Im Verständnis soziales Dorf kommt sehr gut zum Ausdruck, dass wir mehr als einen Menschen brauchen, um gut durchs Leben zu kommen.
Das soziale Netz ist umfassend, vom Vertrauten, Freunden bis zum freundschaftlichen Moment.
Etliche Rollen sind mehrfach besetzt.
Das schafft Stabilität.
Auch wenn sich Freundschaften wandeln, wir alte Freunde verlieren und neue Menschen in unser Leben treten.
Was du im sozialen Dorf gewinnst – 7 Vorteile
- Es ist die einzige wirkungsvolle Strategie gegen Einsamkeit.
- Wer sozial eingebunden ist, verlängert sein Leben – um 7 Jahre!
- Die sozialen Kontakte verbessern unsere Gesundheit und Lebensqualität.
- Wir bleiben geistig flexibel durch Austausch, Gespräche, gegenseitge Anregungen, Spielen, gemeinsame Aktivitäten.
- Das Gefühl der Zugehörigkeit, Vertrauen und Verbundenheit schafft Sinn im Leben.
- Wir leben nicht nur Ich-zentriert. Wir sind auch für andere Menschen wertvoll und wichtig.
- Ein stabiles soziales Netz vermittelt ein Gefühl von Sicherheit – „egal was passiert, ich bin nicht allein“.
Bist du bereit für neue Kontakte und Freunde?
Überzeugen dich diese Argumente?
Willst du jetzt ernsthaft, etwas für deine soziale Einbindung und gegen Einsamkeit im Alter tun?
Oder möchtest du erstmal checken, wie es um deine soziale Einbindung jetzt bestellt ist?
Dann findest du unten in diesem Beitrag eine Vorlage für deine persönliche Beziehungslandkarte.
Voraussetzungen für Freundschaften
Im bisherigen Erwachsenenleben stand meist der Beruf mit vielen beruflichen Kontakten im Vordergrund.
In Sachen „Freunde finden“ sind wir meist ziemlich aus der Übung.
Mach doch mal den Check, wie freundschaftsfähig du bist.
Bist du freundschaftsfähig?
- Mit sich selbst befreundet sein
Bist du dir selbst ein guter Freund?
Nur wer sich selbst akzeptiert und mit sich selbst wertschätzend umgeht, ist bereit für eine Freundschaft mit anderen.
Denkst du, dass du in deinen bisherigen Freundschaften ein guter Freund warst?
Wo möchtest du dich verändern? - Gehst du offen auf andere Menschen zu?
Bist du bereit dich zu öffnen, von dir zu erzählen und dich auf den anderen einzulassen?
Ohne diese Bereitschaft und gewisse Vorschuss-Lorbeeren in Sachen Vertrauen, kommen kein Gespräch und Austausch zu Stande. - Bist du empathisch und kannst dich in dein Gegenüber einfühlen? Nicht mitleiden!
Dann fallen dir Kommnikation und Kontaktaufnahme leichter. - Zuhören können! In dem du dem Anderen zuhörst, ihn nicht unterbrichst, schenkst du Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig erfährst du etwas aus seinem Leben und kannst einschätzen, wo ihr Gemeinsamkeiten habt.
Auf beiden Seiten – Gegenseitigkeit der Freundschaft
- Verträglichkeit und Toleranz sind sehr förderlich, während ein Wettbewerbsdenken und Konkurrenzgefühle eher schädlich sind.
- Eine passende “Chemie” schafft eine gemeinsame Basis z.B. in Werten, Lebenstil oder Kommunikationsstil.
- Gegenseitiges Engagement
Beide sollten ein ähnlich starkes Engagement in die Beziehung einbringen. Wenn eine Seite immer jammert, der andere mit Ratschlägen und Vorschläge permanent der Bestimmende ist oder die Unterstützung für einander nicht im ungefähren Gleichgewicht ist, gibt es Konflikte in der Freundschaft. - Die Bereitschaft für eine Gegenseitigkeit in Offenheit, Fürsorge und Unterstützung, Vertrauen, Austausch ist einerseits die Voraussetzung, die Basis einer Freundschaft.
Je weiter sich eine Bekanntschaft zur Freundschaft und zu einer engen Freundschaft entwickelt, um so mehr wird sich die Beziehung vertiefen, das Vertrauen wachsen. - Begegnung auf Augenhöhe
Trotz unterschiedlichen Alters und Lebenserfahrung – eine Freundschaft sollte stets eine Begegnung auf Augenhöhe sein – auch zwischen Alt und Jung! - Freundschaft entsteht durch gemeinsam verbrachte Zeit.
Beide Freunde sollten, neben den anderen bestehenden Partnerschaften und sozialen Beziehungen, ausreichend Ressourcen an Zeit und Energie zur Verfügung haben.
Sind beide bereit in diese Freundschaft zu investieren?
Hindernisse und Grenzen von Freundschaften
Die folgenden 6 Aspekte zeigen dir, welche Hürden einer Freundschaft manchmal im Weg stehen.
- Angst vor Zurückweisung
Die kann so groß sein, dass du jemanden gar nicht erst ansprichst.
Wer sich Freundschaft wünscht, muss die Initiative ergreifen. - Unterschiedliche Vorstellungen von der Tiefe und Intensität der Beziehung oder dem Umfang der gemeinsam verbrachten Zeit
- Kosten-Nutzen-Denken
- Mangelnde Augenhöhe: das Lehrer-Schüler-Duo „Ich erzähle dir mal, wo es langgeht!“
- Die Basis der gemeinsamen Themen, Interessen … reicht nicht aus.
Auch wenn wir nicht in jedem Freund den absoluten Seelenverwandten suchen … tendenziell gilt „gleich und gleich gesellt sich gern“. In Freundschaften fühlen wir uns von Menschen angezogen mit ähnlichem Interessen, Weltanschauung, Lebensstil, Werten, Vorlieben oder Persönlichkeitsmerkmalen.
Mag sein, dass „Gegensätze ziehen sich an“ vielleicht in der Liebe funktioniert, kaum in der Freundschaft. - Toxische Freundschaften, in denen ein Freund den anderen benutzt, ausnutzt und ein dauerndes Ungleichgewicht herrscht, sollte man beenden.
Wie findest du neue Freunde im Alter? 5 Praxis-Tipps
Für einige Menschen und die Extrovertierten unter uns, werden diese Tipps leicht umsetzbar sein oder sie gehören einfach zu deiner Natur.
Als introvertierte Person fühlst du dich vielleicht eher gestresst und unter Druck?
Dann gehe eher langsamer und in kleinen Schritten voran.
Tipp #1 Offen sein und aktiv werden
Wenn du Freunde gewinnen willst, dann ist es deine Aufgabe Initiative zu ergreifen und aktiv zu werden!
Wer abwartet und angesprochen werden will, wird lange warten müssen.
Betrachte jeden Kontaktversuch deinerseits, jedes auf Jemanden-Zugehen und Ansprechen als Erfolg und Fortschritt für dich und deine Selbstsicherheit.
Lerne aus jedem Versuch, Nähe zu anderen Menschen aufzubauen.
Was hat gut geklappt?
Was willst du beim nächsten Kontakt anders machen?
Tipp #2 Was für einen Freund suchst du?
Welche Gemeinsamkeiten wünscht du dir?
Überlege dir deine ehrlichen Antworten und falle nicht auf Klischees herein.
Werde so konkret wie möglich.
Du machst es nur für dich – nicht für eine Anzeige im Partnerschaftsportal.
Welche Hobbys, Eigenschaften, Interessen, Lebenstil, Werte und Haltungen soll dein Freund haben?
Was möchtest du mit ihm oder ihr unternehmen, erleben?
Suchst du einen Freund*in, als Partner*in beim Tennis?
Wollt ihr zusammen Austellungen, Museen, Filme oder Konzerte besuchen?
Euch über euer Hobby Malen, Oper oder Tischlern austauschen?
Geht es um gemeinsames Reisen, Lernen oder Wohnen?
Tipp #3 Orte, an denen du neue Freunde findest
Stelle dir die Frage, wo du den Menschen, den du dir unter Tipp 2 vorgestellt hast, wahrscheinlich treffen kannst.
Welche Orte, Veranstaltungen wird er oder sie besuchen?
Golfplatz oder Yoga-Studio, Buch-Vorstellung, Theater, Ehrenamt, Stadtführung oder Walk-and-talk, Kunstausstellung oder Bildhauerkurs, Gaming-Messe oder Strick-Workshop …
Was auch immer …
Besuche diese Orte (allein!) und beobachte die Menschen, die du dort triffst.
Lege dir ein bisschen Small-Talk zurecht, um dort mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Wenn dir das schwerfällt, probe vorher vor dem Spiegel.
Komplimente und Fragen beantwortet fast jeder gern.
Und ja, sag ruhig, dass du allein hier bist und gerne in Kontakt kommen willst.
Abends kannst du dann deine Beobachtungen reflektieren.
Kannst du jetzt einschätzen, ob dich dieses Hobby, Thema usw. wirklich interessiert und als Gemeinsamkeit für eine Freundschaft taugt?
Tipp #4 Freundschaft entsteht durch gemeinsam verbrachte Zeit
Entspanne dich beim Ziel Freunde zu finden!
Auch wenn du auf der Suche nach einem „besten Freund“ bist, setze den Fokus nicht zu eng.
Es braucht mehrere Treffen und gemeinsame Aktivitäten, um sich kennenzulernen und zu überprüfen, ob die anfänglichen Sympathien füreinander sich bestätigen und sich eine Freundschaft entwickeln kann.
Freundschaften halten zwar statistisch länger als eine Ehe.
Damit wir die ersehnte wirklich vertrauensvolle Ebene einer engen Freundschaft erreichen, braucht es viel Austausch, gemeinsame Erlebnisse und auch Konflikte und Krisen.
Wenn du langjährige Freunde hast, überlege mal wie lange es gedauert hat, bis ihr euch wirklich vertraut habt.
Und auch da wird nicht jede Freundschaft überlebt haben.
Mach dir bewusst, dass deine guten und besten Freundschaften wachsen dürfen.
Du solltest dir ausreichend Zeit für Freundschaften nehmen.
Und selbst auch bereit sein, immer wieder die Initiative zu Telefonaten, Gesprächen, Treffen und Aktivitäten zu ergreifen.
Laut der Forschung von Jeffrey A. Hall braucht es mindestens 50 Stunden um aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft entstehen zu lassen. Weitere 90 gemeinsame Stunden und es kann ein „guter Freund“ werden und insgesamt 200 Stunden Gemeinschaft, um ein „bester Freund“ zu werden.
Tipp #5 Betrachte Freundschaft und dein soziales Dorf als Experiment
Meiner Erfahrung nach sollten wir nicht zu hohe Erwartungen an Freundschaften stellen.
Betrachte sie lieber als Experiment.
Freundschaft kann gelingen und ihr freut euch über eine große Verbundenheit. Es muss aber nicht.
Es gibt keine Garantie, dass aus der sympathischen Bekannten eine Freundin oder sogar die enge Herzensfreundschaft wird.
Nicht jede Freundschaft hat Bestand. Oder die Freundschaft entwickelt sich gar zu einer „toxischen“ Beziehung, die du verlassen solltest.
Denke neben den „Besten Freunden“ vielmehr an dein gesamtes „soziales Netz“.
Genieße „freundschaftliche Momente“ wie die Philosophin Dr. Ina Schmidt es nennt. Sie empfiehlt, nicht an jede Person den Maßstab des langjährigen Seelenverwandten zu setzen!
In diesem sozialen Dorf gibt es Platz für viele Menschen mit sehr unterschiedlichen Rollen – vom engen Freund, dem freundlichen Nachbarn oder dem freundschaftlichen Moment, den du vielleicht zusammen mit einem Bekannten oder Fremden teilst.
Experimentiere an den diversen Orten, wo du erwartest Gleichgesinnte zu treffen.
Nutze mehrere verschiedene Gelegenheiten deine Offenheit für Kontakte zu zeigen: beim Einkauf, dem Hundespaziergang, in bestehenden und neuen Gruppen und an deinen Lieblingsorten und -Events.
Vielleicht magst neue digitale Wege ausprobieren?
In Plattformen wie meet5, Portalen wie dem Momo-Club für Berlin oder lokalen Walk&Talk-Treffen kann man sich digital informieren und vernetzen, aber im realen Leben treffen.
Dein soziales Netz knüpfen und Freundschaften sich entwickeln lassen
Im Zweifelsfall ist ein stabiles soziales Dorf wichtiger als der Fokus auf den einzigen Menschen, der dich als Partner liebt oder als einziger enger Freund versteht. Erstaunt dich diese Aussage?
Die Botschaft dahinter ist klar, aber hart:
Was alle Menschen 70 plus am meisten befürchten, ist das Wegsterben der Partner und Freunde.
Wenn du deinen einzigen Lieblingsmenschen verlierst, ist das neben der eigenen ernsthaften Erkrankung der größte Stressfaktor im Alter. Ein soziales Dorf kann dir helfen, diese Situation besser zu ertragen.
Du kannst Leid und Kummer mit anderen teilen und erfährst Anteilnahme, Trost und Hilfe.
Stehst du im Moment des Verlustes deines Lieblingsmenschen – egal ob durch Tod, Scheidung, Trennung – alleine da, fühlst du dich doppelt einsam.
In dieser Situation der Trauer neue Kontakte zu finden, wird echt schwer und kaum gelingen.
Gleichzeitig ist unser Leben mit den Jahren sehr vielseitig geworden.
Unsere Persönlichkeitsmerkmale sind stärker ausgeprägt als in der Jugend.
Gerade jetzt im Alter wollen wir unsere Bedürfnisse verwirklichen – egal ob Abenteuer und Reisen oder Ruhe und Kreativität.
Wenn du dir deine Vielseitigkeit bewusst machst, wirst du erkennen:
Es ist utopisch „den einen Menschen“ zu treffen, der das alles mit gleichen Prioritäten, Werten, Lebensstil und Ressourcen mit dir teilen wird.
Freue dich, wenn du Kontakte findest, mit denen du ein Hobby, ein Interesse, eine Erfahrung gemein hast.
In der gemeinsam verbrachten Zeit spürst du, ob da noch eine breitere Basis für mehr möglich ist.
In etlichen losen Kontakten wirst du vielleicht Entwicklungspotential entdecken.
Frauen- und Männerfreundschaften – wie sie sich unterscheiden
Die meisten Freundschaften sind während des gesamten Lebens (noch) meist gleichgeschlechtlich.
Das sehen die meisten Menschen 60 plus als „normal“ an.
Wie unterscheiden sich Frauen- und Männerfreundschaften?
Im Allgemeinen gehen wir von folgenden Annahmen und Klischees aus – erforscht ist erstaunlich wenig!
Frauenfreundschaften:
- Mehr Frauen als Männer haben ein beste Freundin und daneben noch mehrere gute Freundinnen.
- Frauen fühlen sich stärker für die Pflege von Freundschaften und sozialen Kontakten – auch für Partnerschaft und Familie – zuständig.
- In Frauenfreundschaften geht es vorrangig um emotionalen Austausch und gegenseitige Unterstützung.
Je enger die Freundschaft umso offener, vertrauensvoll und tiefgründiger die Gespräche. - Frauen besuchen sich gegenseitig, treffen sich im Café oder gehen zum Essen um zu reden.
Sie lernen sich gegenseitig gut kennen, geben sich Rat und Support bei Problemen in der Partnerschaft, Familie und mehr. - Durch unterschiedliche Lebensverläufe (Beruf, Heirat, Single, Scheidung, Kinder ja/nein …) gibt es in Frauenfreundschaften unterschiedliche Phasen von Distanz und Nähe. Oder die Freundschaften schlafen ein.
- Im Alter 50 plus finden Freudinnen dann manchmal wieder zusammen. Jetzt steht wieder eine gemeinsame Aufgabe an – die Lebensphase Freiheit gestalten.
- Gleichzeitig suchen Frauen jetzt bewusst neue Freundschaften: über das neue Hobby, im Ehrenamt, in der VHS, beim Wandern oder auch für eine gemeinsame Wohnsituation im Alter.
Männerfreundschaften
- Obwohl Männerfreundschaften eigentlich mal als das Modell für Freundschaft galten (ich denke an Goethe und Schiller) stehen sie heute weit weniger im Fokus.
- Freundschaft unter Männer definiert sich vor allem über das gemeinsame Tun – weniger über Gespräche.
Ob als Kumpel beim Motorradfahren, beim gemeinsamen Skatspiel, Segeltörn oder als Kameraden beim Militär. - Manchmal gibt es einen guten Freund aus der Schule, dem Sportverein in der Jugend, aus Studium oder Ausbildung, der zu einem langjährigen Vertrauten geworden ist. Die Regel ist das wohl nicht.
- Im Arbeitsleben gibt es unter Kollegen immer wieder Personen, die einander sympathisch sind und gerne zusammenarbeiten. Unterschiedliche Karrierewege, Konkurrenzdenken und Jobwechsel sorgen für ein wachsendes berufliches Netzwerk.
Private Freundschaften halten Männer für weniger wichtig und vernachlässigen sie eher. - Beim Übergang in die Rente erkennen viele Männer, dass ihnen Freunde fehlen und sie ohne soziales Netz dastehen.
Manchmal können sich Männerfreundschaften aus befreundeten Paaren entwickeln, wenn die beiden Interesse an gemeinsamen Aktivitäten entdecken.
Freundschaft zwischen Frau und Mann
- Lange Zeit herrschte die Annahme vor: „Freundschaft zwischen Mann und Frau ist nicht möglich.
Da kommt ihnen immer die Liebe dazwischen“.
Tja, kommt drauf an.
Wenn du auf Partnersuche bist, dann wünscht du dir ja geradezu, dass aus einem Kontakt, vielleicht über die Zwischenstufe Freundschaft, mehr wird und sich eine Liebe und Partnerschaft entwickelt! - Der Unterschied von Freundschaft und Liebe liegt meinem Verständnis nach einerseits im sexuellem Begehren und andererseits in der Exklusivität.
Vielleicht sollte das Freundschaftspaar, das offen ansprechen, um Klarheit hinsichtlich der gegenseitigen Erwartungen zu schaffen. - Aus meiner Erfahrung hat sich das gegenseitige Verständnis der Freundschaft durch die gemeinsam verbrachte Zeit jeweils ganz automatisch entwickelt.
Aus Studien- oder Arbeitskollegen wurden Freunde.
Oder man lernt sich beim gemeinsamen Sport, Hobby oder in der Nachbarschaft kennen und schätzen. - Meiner Erfahrung nach sind die gegenseitigen geschlechterspezifischen Perspektiven in der Freundschaft zwischen einer Frau und einem Mann die große Stärke dieses Freundschaftstyps. Man diskutiert den privaten und beruflichen Alltag, Politik, Gesellschaft …
Und natürlich auch die privaten Beziehungen, in denen die beiden befreundeten Menschen leben.
Egal ob Karrierepläne, wichtige Lebensentscheidungen, Probleme in der Familie, das eigene Altern, die Pflege der alten Eltern oder Konflikte in der Partnerschaft – alles kann eingehend besprochen werden. - Ich schätze den Austausch mit meinen männlichen Freunden. Oft fragt man sich gegenseitig um Rat oder eben um die weibliche oder männliche Sicht auf die Dinge. Für mich reichen die Beziehungen zu einigen männlichen Freunden in emotionaler Tiefe durchaus an meine engen Frauenfreundschaften heran. Sie sind für mich eine große Bereicherung meines sozialen Netzes.
Meine Impulse für deinen Weg
Nach so viel Input, jetzt aber Praxis und Aktivität!
Erstelle im nächsten Schritt deine persönliche Beziehungslandkarte.
Reflektiere das Ergebnis und ziehe deine Schlüsse, wie du aktiv werden willst.
Deine Beziehungslandkarte – Status quo
Zeichne dir deine Beziehungslandkarte Status quo auf.
So gehst du vor:
- Nimm dir ein großes Blatt Papier. Du stehtst in der Mitte.
- Zeichne nun deinen Partner, die engste Vertraute, deinen Lieblingsmenschen oder den besten Freund ein. Den oder die Menschen, die du im Notfall nachts um 2 Uhr anrufst.
- Im weiteren Kreis darum markiere jetzt enge und gute Freunde.
- Weiter außen folgen: lose Freunde, Bekannte, Nachbarn
- Der Rest deines sozialen Dorfes liegt außerhalb des
3. Kreises.
Jetzt hast du einen Überblick über dein soziales Netz.
Ehrliche Reflexion deiner aktuellen sozialen Einbindung – 5 Fragen
- Wie viele Personen verteilen sich über die drei Beziehungskreise?
- In welchem Kreis wünscht du dir „Verstärkung“ durch neue Kontakte?
- Sind Beziehungen dabei, die du nicht mehr fortsetzen willst?
- Weil sie dir nicht gut tun, dich ausnutzen, dich runterziehen?
- In welchen Freundschaften sieht du Potenzial in der Lebensphase Freiheit?
Wie willst du jetzt aktiv werden und neue Freunde finden?
Mit welchen Tipps willst du als Erstes ausprobieren?
Oder erscheint es dir utopisch, stressfrei neue Freunde zu finden?
Dann findest du hier noch mehr positive, motivierende Beispiele:
Erstens im Buch vom Freundschaftsberater Dr. Wolfgang Krüger „Freundschaft – beginnen, verbessern, gestalten“ oder als Podcast-Alternative „Gelassen älter werden“ von Bertram Kasper zum Thema Freundschaft und dem Interview mit Wolfgang Krüger.
In den „Freitags-Inspirationen zur Lebensphase Freiheit“ gebe ich regelmäßig Impulse zum Thema Freunde und soziale Beziehungen.
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Im nächsten Treffen am 17. Oktober 2024 geht es um das Thema Freunde finden.
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Fazit: Die 7 wichtigsten Erkenntnisse
- Um Freundschaften zu deinem wichtigen Lebensprojekt in der Lebensphase Freiheit zu machen, braucht es Eigeninitiative.
- Die soziale Einbindung ist der kritische Erfolgsfaktor für ein gesundes, lebendiges Altern.
- Freundschaften und das soziale Dorf sind die beste Strategie gegen Einsamkeit im Alter.
- Freundschaften halten im Durchschnitt länger als eine Ehe.
- Dein soziales Dorf ist umfassend vom Vertrauten, Freunden bis zu Bekannten … mit großem Entwicklungspotential für Freundschaften.
- Genieße auch „freundschaftliche Momente“ und setze nicht an jede Person den Maßstab des langjährigen Seelenverwandten!
- Freundschaft braucht gemeinsam verbrachte Zeit zur Entwicklung.
Was nimmst du mit aus diesem Beitrag?
Welches Experiment in Sachen Freundschaft willst du jetzt mal testen?
Was für Erfahrungen hast du mit Frauen- oder Männerfreundschaften gemacht?
Ich freue mich auf den Austausch und freundschaftliche Momente mit dir!